Die Gründung der Weimarer Republik. Wie kam es zum ersten deutschen demokratischen Staat? Das Ende des Ersten Weltkrieges war auch das Ende des Kaiserreiches. Die Geburtsstunde der ersten deutschen Demokratie war gekommen.
Offiziell wurde Deutschland schon vor Gründung der Weimarer Republik demokratisch. Denn am 26. Oktober 1918, zwei Tage vor der ersten Meuterei auf dem Panzerschiff „Markgraf“ vor Wilhelmshaven, bekam das Deutsche Reich eine Verfassung. Diese sah zwar weiterhin einen Monarchen vor, dessen Macht war aber deutlich eingeschränkt. Aus dem deutschen Reich wurde eine parlamentarische Monarchie, ähnlich wie in Großbritannien. Der Reichskanzler benötigte danach das Vertrauen des Parlaments. Dieses sollte auch das Heer und die Marine, bisher Domäne des Kaisers, kontrollieren.
Aus der Not geboren
Zustande gekommen ist diese Verfassung durch den letzten Kanzler des Kaiserreiches, Prinz Max von Baden. Dieser hatte sich zuvor hervorgetan durch Reden, die zur Verständigung zwischen den Kriegsparteien aufriefen und schien daher der richtige Kandidat für das Amt zu sein, das zuvor der glücklose Philosophieprofessor Graf Hertling inne hatte. Auch wenn demokratische Kräfte, wie die Sozialdemokraten, schon lange Verfassungsänderungen gefordert hatten, maßgebliche Kraft beim politischen Klimawechsel war die Oberste Heeresleitung (OHL). Die militärische Niederlage vor Augen, wollten sie die Verantwortung für die Kapitulation an Zivilisten übergeben. Und so unterzeichnete am 11. November 1918 Staatssekretär und Zentrumspolitiker Matthias Erzberger den Waffenstillstandsvertrag, der Deutschland harte Bedingungen auferlegte und so eine Hypothek für die Weimarer Republik wurde.
Revolution in Deutschland
Der Verfassungswechsel geschah weitgehend unbemerkt von der deutschen Öffentlichkeit. In dieser brodelte es. Kriegsmüdigkeit und Überdruss an der veralteten Monarchie bahnten sich ihren Weg. Nachdem sich die Matrosen des Panzerschiffs „Markgraf“ weigerten, auszulaufen, bildeten sich in zahlreichen deutschen Städten Arbeiter- und Soldatenräte. Eine Partei oder Organisation steckte nicht dahinter. Widerstand gab es keinen. Der Kaiser floh ins belgische Spa. Die 22 deutschen Fürsten gaben sang- und klanglos ihre Macht ab. Das Bismarck-Reich war binnen Tagen zusammengebrochen.
Wer füllt das Machtvakuum?
Die kaiserliche Max von Baden-Regierung, der auch die SPD angehörte, sah sich einen massiven Machtverlust ausgesetzt. Schließlich übergab Max von Baden sein Amt an Friedrich Ebert. Dessen Parteikollege Philipp Scheidemann rief am 9. November 1918 vom Fenster des Reichstags die „Deutsche Republik“ aus. Doch der Kampf um die Macht im Staat war bereits entbrannt. Einige Stunden später proklamierte der gerade aus der Haft entlassene Kommunist Karl Liebknecht vom Berliner Stadtschloss aus die „freie sozialistische Republik Deutschland“. Vorbild für den Führer des Spartakus-Bundes war das Rätesystem der Sowjetunion, eine Staatsform die Ebert und die Mehrheit-Sozialdemokraten entschieden ablehnten.
Bündnis mit den alten Mächten
Ebert setzte auf Bündnisse mit Linken und Rechten. Zusammen mit der Unabhängigen SPD (USPD), die sich von der SPD wegen deren Unterstützung des Krieges, abspaltete, bildete er am 10. November 1918 der „Rat der Volksbeauftragten“. In Anbetracht der internen Auseinandersetzungen und der zunehmenden Macht des „Vollzugsrates“ der Berliner Arbeiter- und Soldatenräte versichert sich Ebert der Loyalität der Armeeführung. Diese, repräsentiert durch General Wilhelm Groener, Offizier bei der Obersten Heeresleitung, bestand im Gegenzug auf die innere Autonomie der Armee, was Ebert zusicherte.
Die Nationalversammlung
Es kam zum Bürgerkrieg, dessen Höhepunkt die „Blutweihnacht“ von 1918 war. Die SPD-Regierung setzte Waffengewalt gegen aufständische Linke ein. Deren Führer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg wurden im Januar von Freikorps getötet. Vier Tage später wurde die Nationalversammlung gewählt und am 6. Februar 1919 trat das erste Parlament der Republik aufgrund von Unruhen in Berlin im thüringischen Weimar zusammen. Unter Friedrich Ebert wurde eine Regierung, bestehend aus SPD, Zentrum und Deutscher Demokratischer Partei (DDP) gebildet. Artikel 1 der neuen Verfassung lautet: „Das Deutsche Reich ist eine Republik. Die Staatsgewalt geht vom Volke aus“.