Rotgekleidete dickbäuchige Herren hängen von Häuserfassaden. Der Weihnachtsmann hat Einzug gehalten. Wo kommt er aber her, dieser Geselle? Wo wohnt er? Jahr für Jahr beginnt gegen Weihnachten wieder der Wettstreit „Weihnachtsmann kontra Christkind“. Glaubenskriegsähnliche Ausmaße nimmt er zuweilen an. Woher kommt er eigentlich, der dickbäuchige gutmütig wirkende rot gekleidete ältere Herr mit seinem „Ho-ho-ho“? Wirklich aus Amerika und verbunden mit Coca Cola? Wo sind seine echten Wurzeln vergraben?
Papst Gregor erklärte im Jahr 354 den 25. Dezember offiziell zum Geburtstag Jesu. Damit wurde der heidnische Brauch der Wintersonnenwende zu einem christlichen Fest umgewandelt.
Der Weihnachtsmannlegende auf den Grund gegangen
Zurück geht das Beschenken sicherlich auf die Gestalt des Heiligen Nikolaus. Der heilige Bischof Nikolaus von Myra, um 300 n. Chr. im kleinasiatischen Teil des Römischen Reiches tätig, wurde bereits im Mittelalter, an seinem Ehrentag, dem 6. Dezember gefeiert und da brachte er Gaben für Kinder. Seine Verbreitung fand vor allem im orthodoxen Russland statt. Im Mittelalter war der Heilige auch in der westlichen Christenheit sehr populär.
Das Christkind, als Gabenbringer, hingegen wurde erst von Martin Luther eingeführt und es ist erstaunlich, dass die Figur des Christkindes besonders in den katholisch ausgeprägten Gebieten fester Fuß gefasst hat, als anderswo.
Von Sinterklaas zu Santa Claus
Den Grundstein der weltumfassenden „Weihnachtsmann“- Erfolgsgeschichte legte allerdings die Niederländische Westindien-Kompanie. Niederländische Auswanderer brachten mit ihrer Auswanderung nicht nur die Vorliebe für Tee und Spekulatius mit, sondern auch den Brauch ihres Sinterklaas (Santa Claus). St. Nikolaus wurde übrigens auch gleich Schutzpatron von Neu-Amsterdam, ab dem 07. September 1664 besser bekannt unter dem Namen New York.
In den protestantischen Gebieten vermied man die zu deutlichen Bezüge auf den katholisch geprägten Bischof Nikolaus und wählte statt Mitra eine Mütze, Pelz und Stiefel stammen von Knecht Ruprecht. Der Weihnachtsmann war ursprünglich eine Mischung aus Nikolaus (Santa Claus) und Ruprecht (Gehilfe des Christkinds) als Inkarnation der Prinzipien Beschenken und Bestrafen zugleich.
Mögliche weitere Vorlagen für Weihnachtsmann, Santa Claus, Sinterklaas
Aus Sibirien: In Sibirien verehrten einige Stämme den großen „Rentiergeist“. Schamanen, die halluzinogene Pilze bei einem Ritual aufnahmen, schwebten in ihren berauschten Träumen durch das Abzugsloch (Kamin) der Behausungen in die Welt der Rentiergeister und brachten von dort Tänze, Geschichten und Lieder (Geschenke) mit.
1917 werden unter den Kommunisten die religiösen Symbole verboten, also greift man auf die alten Legenden zurück.
Aus dem Germanischen: Odin oder Wodan führte während der „Zwölf Nächte“ – der Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigsfest (6. Januar) – die Seelen der Verstorbenen auf einem wilden Ritt durch die Lande an.
Erste bildliche Darstellung vom Weihnachtsmann
1847 ist der nicht religiös behaftete Weihnachtsmann, Herr Winter, auf einer Zeichnung von Moritz von Schwind erstmals als beleibter alter Mann mit Bart und langem Kapuzenmantel abgebildet.
Dass die Coca-Cola Company, ab 1931 alljährlich zur Weihnachtszeit die Darstellung des rotbackigen alten Herrn mit weißem Bart für eigene Werbekampagnen nutzte und ob die Firma damit entscheidend zur weltweiten Verbreitung des „Weihnachtsmanns“ beitrug, ist umstritten. Tatsache ist, dass der Pensionist Lou Prentice, Modell für die gemütliche Weihnachtsmannfigur stand.
Der Weihnachtsmann oder Santa Claus ist also demgemäß weder heidnisches Brauchtum noch kalkulierte Erfindung des Kommerzes, sondern die Neubelebung und Vermischung der christlichen Figur des Heiligen Nikolaus mit seinen wilden, volkstümlichen Begleitern. „Hafner“
Der Weihnachtsmann und die acht Rentiere
Schriftlich werden 1822 die acht Rentiere in einem Gedicht, allerdings mit dem Titel: „Besuch vom Nikolaus“ von Clement Moore erwähnt, einem Professor für ostasiatische Sprachen. Im Jahr 1886 tauchte auf einem Bild im Harpers Magazine das erste Mal ein Rentierschlitten auf. Aus dem Nikolaus wurde bald Santa Claus.
Weltweit berühmt wurde die Geschichte von Rudolph, wobei dessen Entstehungsgeschichte bereits wieder einer Legende gleicht: der arme Poet, der die bezaubernde Geschichte von „Rudolph, The Rednosed Reindeer“ für sein Kind erfindet und um sein (finanzielles) Recht und den Ruhm mühsam kämpfen muss. Im Jahre 1938 liegt Robert Lewis Mays Frau Evelyn mit Krebs im Sterben. Um seiner damals vierjährige Tochter Barbara Trost zu spenden, erzählt er ihr jeden Abend eine Geschichte über ein kleines Rentier mit einer roten Nase. Dass diese Geschichte einmal Weltruhm erreichen wird, ahnen weder er, noch sein Kind. So kam zu den von Moore erwähnten acht Rentieren – Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner und Blitzen, auch noch Rudolph als Leittier dazu.
Wo wohnt er nun, der Weihnachtsmann?
Der in Skandinavien tradierte Weihnachtsmann wohnt in Lappland, bevorzugt in Rovaniemi (Finnland), die Schweden allerdings vermuten ihn in Dalarna, wo auch der Wasalauf verwurzelt ist.
Den Dänen zufolge allerdings wohnt er in Grönland. Denen zufolge, die näher der Nikolauslegende bleiben, stammt er aus Antalya. Für die Amerikaner allerdings ist sein Hauptquartier eindeutig am Nordpol, solange ihm nicht das Eis wegschmilzt.
Gibt es ihn, den Weihnachtsmann? Eine alljährlich gestellte Frage.
Im Jahr 1897 schrieb die achtjährige Virginia O’Hanlon aus New York an die Zeitung New York Sun einen Brief, worin sie fragte: „Gibt es einen Weihnachtsmann?“ Dem damaligen Redakteur Francis Ph. Church glückte eine so überzeugende Antwort, dass sie über ein halbes Jahrhundert – alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit auf der Titelseite der Zeitung gedruckt wurde. Seit 1977 wird dieser Briefwechsel zur Weihnachtszeit in der überregionalen deutschen Zeitung Welt am Sonntag abgedruckt.
Verrückte Ausmaße nimmt das Weihnachtsmann-Drumherum jedenfalls an, wenn ihm das „Ho-Ho-Ho“ mit äußerst kuriosen Begründungen untersagt wird.