Wer das Stichwort „Tarot“ liest oder hört, denkt wohl sofort an die Themen Esoterik und Hellseherei. Darum soll es hier nicht gehen. Vielmehr bieten Tarotkarten einen spielerischen Zugang zur eigenen Vorstellungskraft. Ähnlich wie Tagträume können Sie unsere Phantasie anregen, um ungewöhnliche Wege der Problemlösung zu suchen.
Wem dabei etwas unwohl zumute ist, dessen Unbehagen lässt sich leicht erklären. Wie die Heilkräuterkunde in den meisten (katholischen) Ländern Europas im Zuge der Hexenverfolgung als Teufelswerk diffamiert wurde, so erging es auch anderen uralten Heilweisen und Ritualen für Körper und Seele. Vieles wird von der Kirche heute noch mit Argusaugen betrachtet. Dazu gehört auch alles, was im Entferntesten mit Wahrsagerei zu tun haben könnte. Liegt doch unser Schicksal nach der katholischen Lehrmeinung fest in Gottes Hand. Es steht dem Menschen nicht an, einen Blick hinter den Schleier zu tun, wird uns gepredigt. Doch gerade das war und ist verlockend.
Ein kleiner Exkurs in die Geschichte der Tarotkarten
Zu allen Zeiten suchten die Menschen nach Wegen, in die Zukunft zu blicken. Dies mit Hilfe von Karten zu tun, ist beileibe nicht neu, wenngleich das Tarot erst Ende des 19. Jahrhunderts in Großbritannien durch die „Golden Dawn Society“ (wieder-)entdeckt wurde. Seine Ursprünge liegen im Dunkeln. Angeblich stammt es aus dem alten Ägypten. Bezüge zur jüdischen Kabbala werden ebenfalls angenommen. In der Blütezeit der Hippiebewegung kam es mit Marihuana, Räucherstäbchen, chinesischem I-Ging und Tibetanischem Totenbuch auch nach Deutschland.
Wie andere esoterische Hilfsmittel hat das Tarot einen schlechten Ruf und daran ist vor allem einer Schuld: Aleister Crowley. Der war neben Arthur Edward Waite das berühmteste Mitglied des Ordens der Goldenen Dämmerung. Beide wollten die materialistisch-orientierte westliche Welt durch die Arbeit mit Symbolen und esoterischen Praktiken verändern. Crowley scheute dabei angeblich nicht einmal vor schwarzer Magie zurück und verfiel schließlich dem Wahnsinn, bevor er 1947 starb. Doch wenn wir jedes Werk von geistig nicht gesunden Künstlern verdammen würden, wäre es wohl recht leer in unseren Museen und Galerien. Niemand könnte sich beispielsweise an den Sonnenblumen von Vincent Van Gogh erfreuen. Denn bekanntlich liegen Genie und Wahnsinn in der Kunst oft allzu nahe beieinander. Was nun das Crowley-Tarot angeht, so stammt es nicht einmal vom selbst ernannten großen Magier selbst. Gemalt wurden die Karten in seinem Auftrag von der renommierten Ägyptologin Frieda Harris, die jeder Form von okkulter Zauberei äußerst kritisch gegenüberstand.