Tattoo: Ausdruck der Individualtität. Eine Ausstellung in Hamburg gilt diesem Phänomen. Tatttoos und Piercing sind heute überall in der westlichen Welt Ausdruck der Jugendkultur. Eine Frankfurter Wissenschaftlerin hat sich damit ausführlich beschäftigt.
Lange Zeit waren Tattoos ein gesellschaftliches Tabu. Allenfalls Seeleute und „Knackis“ zierten sich damit. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr geändert. So sehr, dass „Körpermodifikation“ zum universitären Forschungsgegenstand geworden ist. Privatdozentin Dr. Aglaja Stirn vom Bereich Psychosomatik der Universitätsklinik Frankfurt forscht seit Jahren über dieses Thema und hat dazu die erste wissenschaftlich fundierte Umfrage vorgelegt.
Ausstellung in Hamburger Museum für Kommunikation
Ihre Forschungsergebnisse manifestieren sich in einer Ausstellung, die bis zum 28. Juni im Hamburger Museum für Kommunikation – dem früheren Postmuseum – zu sehen ist. Heute tragen vor allem junge Menschen aus nahezu allen Berufen und Schichten Piercings oder Tattoos. Bei weiblichen Jugendlichen soll dieser Anteil bereit bei über 40 Prozent liegen. Dieses Phänomen hat inzwischen alle westlichen Kulturen erreicht. Weil es so jung ist, ist die entsprechende Literatur noch spärlich und nicht zielführend. Meist assoziiert sie Tattoos und Piercing mit psychopathologischen oder antisozialen Verhaltensformen.
Tattoos schon in der Steinzeit
Der Brauch des Tätowierens ist offenbar sehr alt. Europäische Funde aus der Steinzeit vor 8.000 Jahren zeugen davon. „Özi“ trägt fünfzehn geometrische Tätowierungen zum Teil an Akupunkturpunkten. Im 2. Jahrtausend vor Christus waren in Ägypten und Lybien Priesterinnen, Tänzerinnen und Konkubinen tätowiert. Vor 4.000 Jahren breitete sich diese Praxis über Kleinasien nach Indien, China und Japan bis zu den pazifischen Inseln aus. Rund um das Mittelmeer war dieser Brauch bei Kelten und Germanen üblich. Nach der Übernahme des Christentums als Staatsreligion verbot im 3. Jahrhundert Kaiser Konstantin dieses unter Bezug auf die mosaischen Gebote.
1769 stieß Kapitän James Cook auf Tahiti auf am ganzen Körper tätowierte Einwohner. Zusammen mit der Öffnung Japans um 1870 löste dies im Europa des ausgehenden 19. Jahrhunderts eine Tattoo- und möglicherweise auch eine Piercingwelle aus. Die erfassste auch die USA. Dort wurde die erste elektrische Tätowiermaschine entwickelt.
Teil der Jugendkultur
Mitte der 1960er Jahre kam dieser Brauch dann mit den Punks erneut auf. Die machten Piercing mit Sicherheitsnadeln gesellschaftsfähig. Es wurde zum Symbol des Protests gegen gesellschaftliche Ausgrenzung. Inzwischen sind Tattoos und Piercing alltägliche Asssessoires insbesondere der Jugendmode geworden.
„Körpermodifikation“ dient der Individualität, der Identität und dem Körperbewusstsein. „Mein Körper gehört mir“- diese Überzeugung, mit der auch Abtreibungen gerechtfertigt werden, gilt auch hier Daneben der Wunsch, anders zu sein und Aufmerksamkeit zu erregen.
Risiken und Nebenwirkungen
Freilich haben Tätowierungen und Piercings Risiken und Nebenwirkungen. Bei bis zu einem Drittel der Fälle kommt es zu Komplikationen. Die reichen von lokalen Entzündung über schwere Abzesse bis hei zu Herzmuseilentzündung, Hepatitis und Aids. Glücklicherweise haben sich die hygienischen Verhältnisse in den Studios gebesert. Die Komplikationsrate ins zurückgegangen. Der Heilungsprozess dauert lange und kann beim Nabelpiercing bis zu ein Jahr betragen. Kontaktallergien sind nicht selten.
Gerade bei Tattoos ist „Reue“ nicht selten. Das Entfernen etwa mit Laser ist langnwierig und teuer. Inzwischen werden die Studios von den Gesundheitsämtern gründlicher kontrolliert. Jugendliche dürfen nur mit Einverständnis der Eltern „behandelt“ werden, unter 16 Jahre alten Jugendlichen gar nur in deren Anwesenheit.
Sieht man davon ab, dass sich diese Körpermodifikationen fast ausschließlich nur in Städten finden, liegen die Männer mit gerade 27 Prozent weit zurück. Sie bevorzugen den Oberarm, die Frauen Schulterblatt und Knöchel. Bei Piercings wird meist das Ohr und die Brustwarze bei Männern, bei Frauen Bauchnabel und Nase gewählt.
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